In den Tagen alter, als die Nordwinde über die Fjorde heulten und die Stürme die Segel zerrissen, lebte ein junger Drache namens Haku. Seine Schuppen glitzerten wie das Nordlicht, und seine Augen funkelten wie Sterne in der langen Nacht. Doch in seinem Herzen trug Haku eine schwere Last: Er glaubte, den Erwartungen der anderen Drachen und der Menschen nicht gerecht zu werden.
Tief in den verschneiten Wäldern des Nordens wanderte Haku, von Zweifel geplagt und vom eigenen Unvermögen gequält. Eines Tages, als die Sonne blutrot am Horizont stand, stieß er auf eine schleierhafte Gestalt. Es war die Weise Allmächtige Maus, ein Wesen von uralter Weisheit, das schon viele Winter gesehen hatte.
„Was bringt dich, junger Drache, so weit von deinem Heim?“ fragte die Maus mit einer Stimme, die wie das Murmeln des Windes klang.
Haku senkte den Kopf und seufzte tief. „Ich fürchte, ich kann die Erwartungen der anderen nicht erfüllen. Meine Flammen sind nicht heiß genug, meine Flügel nicht stark genug. Ich bin nicht genug.“
Die Maus nickte weise und sprach: „In den alten Sagas der Vorväter liegt eine Wahrheit, die viele vergessen haben. Hör zu, und ich will dir eine Geschichte erzählen.“
„Es war einmal ein kleiner Vogel, der versuchte, wie ein Fisch zu schwimmen, wie ein Wolf zu jagen und wie ein Bär zu kämpfen. Doch er scheiterte kläglich, weil er nicht akzeptieren wollte, was er war: ein Vogel. Erst als er seinen eigenen Weg fand, seine Flügel ausbreitete und durch die Lüfte glitt, erkannte er seine wahre Stärke. Der Vogel wurde zu einem Boten der Götter, frei und stolz, weil er gelernt hatte, er selbst zu sein.“
Haku lauschte den Worten der Maus, die in der kalten Luft zu schweben schienen. „Du sagst also, ich soll mich selbst annehmen?“ fragte er zögernd.
„Ja,“ antwortete die Maus, „denn niemand kann besser du sein als du selbst. Jeder hat seine eigene Bestimmung und seine eigene Stärke. Deine Vollkommenheit liegt in deiner Einzigartigkeit, nicht im Vergleich mit anderen.“
Diese Worte brannten sich tief in Hakus Herz. Mit neuer Entschlossenheit kehrte er zu seinem Drachenvolk zurück. Er begann, seine eigenen Fähigkeiten zu schätzen und zu entfalten. Er flog mit einer Anmut und Stärke, die kein anderer Drache je gezeigt hatte, und seine Flammen, obwohl nicht die heißesten, waren die hellsten und reinsten.
Die Nordländer, Menschen und Drachen gleichermaßen, erkannten bald die Weisheit in Hakus Tun. Sie sahen in ihm ein Beispiel für wahre Stärke und Weisheit. Haku wurde zum Hüter der alten Sagas und verbreitete die Lehren der Weisen Maus.
So wurde die Saga von Haku und der Weisen Allmächtigen Maus zu einer Legende, die durch die langen Winternächte in den Hallen der Wikinger erzählt wurde. Sie lehrte Generationen, dass wahre Größe und Vollkommenheit in der Akzeptanz und dem Bewusstsein der eigenen Einzigartigkeit liegen.
Und wenn der Wind durch die Fjorde heult und die Flammen in den großen Hallen tanzen, erzählen die Skalden noch immer die Geschichte von Haku, dem Drachen, der lernte, er selbst zu sein, und der Weisen Maus, die ihm den Weg zeigte.